Corporate Social Responsibility

«Die neuen Arbeitsmodelle bringen kulturelle Fragen mit sich, die wir seitens HR beantworten müssen.»

Thomas Oechslin

Leiter Personal und Ausbildung

Thomas Oechslin ist seit 2018 Leiter Personal und Ausbildung bei der Glarner Kantonalbank. Der ausgebildete Bankfachmann fand nach verschiedenen beruflichen Stationen seine Berufung im Personalwesen. Die Arbeit bei der Glarner Kantonalbank bezeichnet er als Perle, da sein Aufgabengebiet von administrativen Personalaufgaben bis hin zur strategischen Ausrichtung der Personalfragen reicht.

Im Gespräch

Die Glarner Kantonalbank hat coronabedingt ihre Arbeitsmodelle praktisch über Nacht den neuen Herausforderungen angepasst. Möglich war dies nur dank der positiven Einstellung und Flexibilität aller Mitarbeitenden. Gleichzeitig verfügte die Bank schon vor der Pandemie über hervorragende technische Voraussetzungen, sodass die Einführung neuer Arbeitsformen unverzüglich erfolgen konnte. Heute schätzen die meisten Mitarbeitenden diese hybride Arbeitswelt, die mehr Freiheit bei der Gestaltung des Arbeitsalltags zulässt. Mit «Kool Work» schuf die Bank im Berichtsjahr nun auch die konzeptionelle Grundlage dafür. Federführend war Thomas Oechslin, der als Leiter Personal und Ausbildung auch für die Umsetzung verantwortlich zeichnet.

Wofür steht «Kool Work»?

Der Kunstbegriff leitet sich aus den Schlagwörtern Kreativität, effiziente Organisationsformen, Leistungsorientierung und dem Megatrend New Work ab. Im Kern geht es darum, dass wir unseren Mitarbeitenden die Wahl lassen, wo sie ihre Aufgaben erfüllen möchten. Wir sind der Überzeugung, dass es Arbeiten gibt, die man genauso gut oder noch besser zu Hause oder unterwegs ausüben kann. Für andere Aufgaben braucht es den Austausch im Team. Dafür sind neue Raumkonzepte erforderlich, die auf Kollaboration ausgerichtet sind. Wir sind dabei, dafür spezielle Kreativräume, Projekträume und Videoräume einzurichten, die bei Bedarf gebucht werden können. Für Konzentrationsaufgaben oder diskrete Telefongespräche werden zudem entsprechende Rückzugsmöglichkeiten geschaffen.

Welche Ziele verfolgt die Bank mit den neuen Arbeitsmodellen?

Einerseits wollen wir uns damit als moderne und attraktive Arbeitgeberin positionieren, um im hart umkämpften Markt die besten Talente zu gewinnen. Wir sind vermehrt auf der Suche nach Spezialisten wie Data Scientists und UX-Designer, die oftmals nicht im Glarnerland und in den angrenzenden Regionen zu finden sind. Für die Rekrutierung dieser Fachkräfte sind die flexiblen Arbeitsmodelle und die hervorragende technische Infrastruktur wichtige Erfolgsfaktoren. Andererseits geht es auch um Effizienz und Nachhaltigkeit. Wir sehen, dass mit den flexiblen Arbeitsmodellen Reisezeit eingespart wird, was sich wiederum positiv auf unsere CO2-Bilanz auswirkt.

Welche Herausforderungen bringt das neue Konzept mit sich?

Die neuen Arbeitsformen werfen einige kulturelle und prozessuale Fragen auf. Die Führungskräfte müssen neue Instrumente entwickeln und Absprachen treffen, um die Teams auch aus Distanz vertrauensvoll zu führen. Insbesondere die Kommunikation ist anspruchsvoll, da der informelle Austausch abnimmt. Aus der neusten Mitarbeitendenumfrage wissen wir, dass die gewonnene Flexibilität sehr geschätzt wird, gleichzeitig besteht nach wie vor das Bedürfnis nach Austausch und persönlichen Begegnungen. Darauf legen wir grossen Wert und werden auch künftig Mitarbeitendenveranstaltungen organisieren. Wir sehen auch, dass tendenziell mehr gearbeitet wird. Den Umgang mit der zeitlichen und örtlichen Freiheit innerhalb dieser neuen Arbeitsmodelle müssen wir noch lernen, damit unsere Mitarbeitenden nicht überfordert werden und gesund bleiben. In Bezug auf unsere Personalprozesse haben wir den Bewerbungsablauf neu strukturiert. Als Erstes führen wir mit den Bewerberinnen und Bewerbern ein Telefongespräch, dann folgt ein Videointerview und zum Schluss laden wir die Favoriten zum persönlichen Kennenlernen nach Glarus ein.

«Die grössten Herausforderungen sind die Suche nach guten Mitarbeitenden und die Entwicklung unserer bestehenden GLKB-Familie.»

Wie organisieren Sie Ihren Arbeitsalltag?

Ich schätze die hybride Arbeitsform sehr. Das heisst, dass ich zwei bis drei Tage pro Woche in Glarus bin und die übrigen Tage anders gestalte. Gerade für mich als Personalleiter ist der persönliche Austausch enorm wichtig. Dadurch merke ich rasch, wo der Schuh drückt. Vor einiger Zeit konnten wir für unsere Kolleginnen und Kollegen der GLKB Kreditfabrik ein Büro in einem Co-Working-Space in Bern anmieten. Seither arbeite ich gerne auch ab und zu dort – einfach um mich mit den Mitarbeitenden vor Ort auszutauschen. Wenn ich im Homeoffice bin, geniesse ich das gemeinsame Mittagessen mit der Familie oder besuche meinen Vater, der auch im Dorf lebt. Ich empfinde diese Freiheiten als sehr inspirierend und horizonterweiternd. Sie helfen mir, in Balance zu bleiben.

Was begeistert Sie an Ihrer Aufgabe?

Mir gefallen vor allem der Kontakt und der Austausch mit den vielen Kolleginnen und Kollegen in unserer Bank. Ausserdem liegt mir der Entwicklungs- und Weiterbildungsaspekt besonders am Herzen. Unsere Mitarbeitenden sollen sich weiterentwickeln und mit ihren Aufgaben wachsen können. Zudem schätze ich es sehr, dass sämtliche Aufgaben des Bereichs Human Resources zu meinem Verantwortungsbereich gehören: von der strategischen Ausrichtung unserer Personalpolitik bis hin zur Ausarbeitung eines Anstellungsvertrags.

«Für unsere transparente Lohnpolitik haben wir das Zertifikat Fair-ON-Pay erhalten.»

Was waren Ihre Höhepunkte 2021?

Ein Highlight war natürlich, dass unser personalpolitischer Grundsatzentscheid für Lohngleichheit mit der Fair-ON-Pay-Zertifizierung bestätigt und damit öffentlich wertgeschätzt worden ist. Für uns ist Lohngleichheit für dieselbe Arbeit seit mehreren Jahren selbstverständlich. Dies setzen wir mit einer transparenten und konsequenten Lohnpolitik auch durch. Ebenso erfreulich war der Entscheid, dass wir ab Frühjahr 2022 drei zusätzliche Lehrplätze im IT-Bereich anbieten können. Ein weiterer Meilenstein war die Lancierung unserer neuen Karriereseite (stellen.glkb.ch), auf die wir viele positive Rückmeldungen erhielten.


Fotografie und Lithografie: Reinhard Fasching, Bregenz