Patrick Hess, Initiant Boulderhalle

«ES IST SCHÖN ZU SEHEN, DASS JUNG UND ALT GEMEINSAM SPASS HABEN IN DER GLKB BOULDERHALLE – UND AUCH, WIE SIE SICH GEGENSEITIG HELFEN UND UNTERSTÜTZEN.»

Patrick Hess, Initiant und Projektleiter GLKB Boulderhalle, Vorstandsmitglied VKL

Patrick Hess

Patrick Hess schreitet zufrieden durch die neue GLKB Boulderhalle. Als Initiant und Projektleiter hat er den Bau der Halle eng begleitet und so manches Hindernis aus dem Weg räumen müssen. Nun ist sein grosser Traum Realität: die grünen, blauen, gelben, orangen und violetten Holzgriffe sind alle richtig platziert und die Halle ist bei Gross und Klein gleichermassen beliebt. Für gemeinsame Erlebnisse – für ein starkes Glarnerland!

Im Gespräch

Im September 2017 wurde in Näfels die GLKB Boulderhalle eröffnet. Mit 850 Quadratmetern Kletterfläche, bis zu 200 Boulderproblemen sowie überdachter und nachts beleuchteter Aussenanlage ist sie die grösste Boulderhalle der Ostschweiz. Der Oberstufenlehrer und Boulderer Patrick Hess hat das Projekt initiiert und den Bau massgeblich geprägt. Im Gespräch erzählt er von seiner Leidenschaft und dem langen Weg zur GLKB Boulderhalle.

 

Patrick Hess in der neuen GLKB Boulderhalle

 

Patrick Hess, das Bouldern hat sich in den letzten Jahren zu einem beliebten Breitensport entwickelt. Worin besteht für Sie der Reiz, Boulderprobleme zu lösen?
Nebst Kraft braucht es beim Bouldern vor allem Geschicklichkeit, Balance und Beweglichkeit. Aber auch Kreativität und Technik sind gefragt. Das macht es für mich spannend. Es geht darum, den richtigen Weg zu finden, die richtige Taktik zu wählen. Bouldern ist wie ein Knobelspiel: Man muss im wahrsten Sinn des Wortes Probleme lösen. Hat man das geschafft – die eigene Grenze überwunden –, fühlt sich das extrem gut an. Zudem ist Bouldern ein sehr sozialer Sport. Das gefällt mir.

 

Wie meinen Sie das?
Boulderprobleme werden häufig mit Kolleginnen und Kollegen in Gruppen diskutiert. Man tauscht sich aus, schaut, wie andere ein spezifisches Problem angehen, welche Taktik und Strategie sie wählen. Das probiert man dann auch aus und versucht so, immer weiter zu kommen.

 

Wie ist die Idee entstanden, hier im Glarnerland eine Boulderhalle zu realisieren?
Ich bin in Glarus aufgewachsen und habe bis vor wenigen Jahren hauptsächlich Seilklettern betrieben. Diese Kletterart ist hier in der Region eher verbreitet. Als ich dann beruflich mit meiner Familie für ein paar Jahre ins Berner Oberland gezogen bin, habe ich das Bouldern für mich entdeckt. Bouldern ist die ideale Ergänzung zum Seilklettern: Klettertouren beanspruchen viel Zeit, es braucht entsprechend viel Planung und Vorbereitung. Das ist beim Bouldern anders. Man kann Sie strahlte von Beginn weg eine enorme Signalwirkung aus: Ein grosses, zuverlässiges und beliebtes Bankinstitut stand hinter der Idee, «da muss ja etwas Gutes dabei herauskommen ». Die Glarner Kantonalbank nahm eine wichtige Vorreiterrolle im Realisierungsprozess ein.

 

200 Boulderprobleme – verteilt auf 550 Quadratmeter Kletterfläche

 

Vor bald sechs Monaten wurde die neue Boulderhalle eröffnet – wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis?
Sehr zufrieden. Das Resultat hat all unsere Erwartungen übertroffen. Die neue Halle wird sehr gut besucht und ist weitherum beliebt.

 

Was zeichnet die neue Boulderhalle aus?
Die Konstruktionen sind sehr durchdacht. Die lange Phase der Umsetzung entpuppte sich schliesslich als grosser Vorteil: Wir hatten viel Zeit, das «Innenleben» der Halle zu gestalten und zu konstruieren. Rund eineinhalb Jahre haben wir gemeinsam mit der Firma Art Rock an den Kletterflächen getüftelt. Die Halle wurde dann quasi rundherum gebaut. Die Boulder sind sehr kreativ und abwechslungsreich und bieten für jeden etwas, egal ob Anfänger oder Profi, gross oder klein. Wir haben rund 200 Boulderprobleme, die in regelmässigen Abständen neu geschraubt werden, sowie eine überdachte und nachts beleuchtete Aussenanlage. Langweilig wird es bei uns bestimmt niemandem.

 

Welche Zielgruppe sprechen Sie mit der GLKB Boulderhalle an?
Familien mit Kindern finden bei uns genauso Boulderprobleme, die sie fordern, wie Profis. Wir haben sehr abwechslungsreiche Boulder: Egal ob man eher Kraft, Ausdauer, Technik oder Balance trainieren will, man findet bestimmt ein Boulderproblem, das es zu lösen gilt.

 

Boulder-Weltmeisterin Petra Klingler in Aktion

 

Welche Bedeutung hat die GLKB Boulderhalle für die Region?
Die neue GLKB Boulderhalle macht uns zum regionalen Leistungszentrum mit nationaler Bedeutung im Klettersport. Wir können uns noch besser und gezielter positionieren. Ich denke, das Angebot trägt zu einer enormen Aufwertung für den Tourismus in der gesamten Region bei. Die Halle ist nicht nur ein ideales Schlechtwetterprogramm für Familien, sondern bietet auch ein umfassendes Leistungszentrum und die ideale Infrastruktur für Profisportler.

 

Apropos Profisportler: Auch Petra Klingler, die Boulder-Weltmeisterin, trainiert hier regelmässig.
Genau, Petra ist regelmässig hier. Und auch für sie haben wir noch Boulderprobleme zu knacken. Die gesamte Nationalmannschaft trainiert ab und zu bei uns. Das umfassende Angebot, das wir bieten, ermöglicht ihr, ganzheitlich zu trainieren. Die Kombination aus Kletterhallen, Hallenbad, Wellness, Fitness, Massage und so weiter ist einmalig und ein grosser Vorteil.

 

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich hoffe, dass sich die Boulder-Community hier im Glarnerland etabliert und das Angebot weiterhin so gut genutzt wird. Für mich heisst es nun, das Projekt Boulderhalle in die Hände der nächsten Generation zu legen. Eines ist aber sicher: Mich wird man hier in den kommenden Jahren regelmässig antreffen.

 

Glossar

Als Bouldern wird das seilfreie Klettern in Absprunghöhe bezeichnet. Der Kletterer ist dabei ungesichert, eine spezielle Matte schützt bei einem Sturz vor Verletzungen. Die Herausforderung beim Bouldern besteht darin, die eigenen Kletterfähigkeiten so kreativ einzusetzen, dass selbst die schwierigsten Boulderprobleme an Kletterwand oder Fels bewältigt werden können.

Früher wurde das Bouldern als Training für das Sportklettern genutzt, heute ist es eine eigenständige Kletterdisziplin und ist neben Lead- und Speed-Klettern eine Olympiadisziplin. Wie beim Klettern gibt es beim Bouldern verschiedene Schwierigkeitsgrade, wobei es immer auf das eigene Empfinden ankommt.

Als Boulder oder Boulderproblem wird eine Kletterroute im Bouldern bezeichnet.

Ein Boulderblock ist ein wenige Meter hoher Felsblock, der sich zum Bouldern eignet.


Fotografie und Lithografie: Reinhard Fasching, Bregenz